„Wir teilen Haus, Garten und Leben miteinander“

Der Kreis Weimarer Land und der Förderkreis Integration vergeben Preise für gelebte Integration

Zum Begleit-Programm gehörte auch ein Auftritt von „Dance Fit“ (im Bild), dem Ensemble „Glöckchen“ und den beiden Rappern von Erithreater“ Foto: Sascha Margon

Apolda. „Integration ist kein Selbstläufer und bedarf der Hilfe Vieler; Toleranz und Anerkennung sind dabei eine Grundvoraussetzung“, sagte Ernst-Michael Christoph, Geschäftsführer des Förderkreises für Integration. Angesichts der jüngsten Bundestagswahl erinnerte Kreis-Beigeordnete Christiane Schmidt-Rose in ihrer Eröffnungsrede zur gestrigen Vergabe des diesjährigen Integrationspreises im Mehrgenerationenhaus Apolda an die teils unangemessenen Diskussionen der zurückliegenden Tage und Wochen.

Über einen Integrationspreis konnte sich gestern der Arbeitskreis Eckolstädt freuen, der sich im Frühsommer 2016 auf der Saaleplatte gegründet hatte. Ziel der über 20 Frauen und Männer aus Eckolstädt und den umliegenden Gemeinden war es, den rund 160 Menschen aus den Kriegsgebieten Syrien und dem Irak in der Sammelunterkunft am Ortseingang der Gemeinde Hilfe in der Fremde zu geben.

So hat man unter anderem ein Begegnungs- und Sprachcafé in den ehemaligen Militärwohnblöcken eingerichtet. Es wurden Lernpatenschaften und Gesprächsgruppen für die Sprachförderung gegründet. Hier erhielt der Arbeitskreis auch Unterstützung durch Jenaer Studenten. Des weiteren organisierte und besuchte man gemeinsam zahlreiche kulturelle und sportliche Angebote, eine Fahrradwerkstatt wurde eingerichtet und man unternahm Fahrten etwa nach Jena oder Weimar. Der Arbeitskreis unterstützte die Fürsorge des Kreises Weimarer Land vor Ort, half bei Arzt- oder Krankenhausbesuchen, beriet in praktischen Fragen des Alltags und stand bei notwendigen Behördengängen zur Seite.

Seit Dezember des vergangenen Jahres gibt es sogar eine eigene Hauszeitung, die auf ihren vier Seiten in deutsch und arabisch das Ziel verfolgt, die Kommunikation der Familien untereinander nachhaltig zu verbessern. Auch in Zukunft will man weiter an der gelebten Integration arbeiten. Gemeinsam kochen und essen, musikalische Begegnungen oder die Vertiefung der Zusammenarbeit mit dem Kindergarten in Eckolstädt und der Schule in Wormstedt stehen ebenso auf dem Plan, wie die vielen persönlichen Begegnungen und gegenseitigen Einladungen, der Flüchtlingsfamilien und der des Arbeitskreises.

Für ihre ganz eigene gelebte Integration wurde Familie Laue aus Bad Berka mit einem weiteren Preise ausgezeichnet. Das Ehepaar Katrin und Eberhard Laue und ihre Kinder haben im Januar 2016 die syrische Flüchtlingsfamilie von Fatima Baa aus Aleppo aufgenommen.

Die junge Frau kam mit ihren vier Kindern und ihrem Bruder in die thüringische Kleinstadt im Weimarer Land. „Wir teilen seither Haus, Garten und unser Leben mit ihnen“, sagte der Familienvater aus Bad Berka in seiner Dankesrede. Der Weg war für beide Familien nicht immer einfach. Anträge mussten ausgefüllt, Behörden und Ämter besucht werden und dann musste auch das Zwischenmenschliche geregelt werden. „Wir mussten uns alle gemeinsam erst an diese neue Situation anpassen“, so Laue.

Bad Berkas Bürgermeister Volker Schädel dankte in seiner Laudatio der Familie: für ihr Engagement und ihre große Leistung – schließlich sei Integration keine Leistung, die alleine eine Behörde erbringen kann. Dafür bedarf es vor allem der Hilfe von Menschen wie Familie Laue.

Zum Rahmenprogramm der gestrigen Festveranstaltung im Saal des Mehrgenerationenhauses gehörten auch die mit viel Beifall honorierten Auftritte von der Tanzgruppe „Dance Fit“, dem Chor „Glöckchen“ und dem Rapper-Duo Erithreater.
Sascha Margon / 29.09.17 | © Thüringer Allgemeine 2017