„Es geht ums Reflektieren. Und um das menschliche Miteinander.“

Das Apoldaer Erithreater bietet Performance-Kunst und einen dazugehörigen Workshop zu den Themen Demokratie und Integration

12. Dezember 2017 / 02:17 Uhr

Foto: Patrick Krug

Apolda. Dunkelheit. Menschen laufen schnellen Schrittes durch den Raum. Sich wiederholende Rufe sind zu hören: „Hoffnung!“, „Freiheit!“, „Liebe!“, „Hass!“, „Flucht!“ „Zukunft!“ Ein Mann liegt reglos am Boden. Versuche, ihn wach zu rütteln scheitern. Er muss zurückgelassen werden. Menschen kriechen geduckt über den Boden. Das Licht geht an – ein Moment der Freude.

Dann wieder Dunkelheit. Menschen halten sich aneinander fest. Donnergrollen und Blitze hallen – Furcht. Auf den Sturm folgt Ruhe, die zusammengekauerten Menschen erwachen. Es wird Licht, es ist geschafft. Europa ist erreicht.

Diese Szenen entstammen dem Stück des Erithreaters, das am Wochenende im Apoldaer Mehrgenerationenhaus aufgeführt worden ist. Sie beschreiben die Stationen der Flucht nach Europa. Dargestellt von Menschen, die sie erlebt haben. Mit ihrer szenischen Darstellung haben sie sich und dem Publikum den Grundstein gelegt für das, was folgt: Ein Workshop in politischer Bildung.

„Das Kurztheaterstück ist sozusagen der Anlass, ins Gespräch zu kommen“, sagt Ellena Hüther, die den Workshop anleitet. „Das Stück liefert die Gedankenanstöße zum Themenkomplex und bietet dem Publikum die Möglichkeit, Perspektiven zu verstehen und nachzuvollziehen.“

Auf diese Weise kommen die Darsteller – geflüchtete Menschen aus Eritrea, Afghanistan und Syrien – in die Position, zum Fragensteller zu werden. Antworten darauf, wie sie nach Deutschland gelangt sind und was sie dabei erlebt haben, hat die Theater-Performance bereits gegeben. Auf individuelle Schicksale ist bewusst verzichtet worden.

So richten sich die Fragen nun an das Publikum: „Wo sind Sie geboren? Wie viele Sprachen sprechen Sie?“ Gemeinsamkeiten und Unterschiede kommen zu Tage, Interesse füreinander wird geweckt, Verblüffen macht sich breit. Mehr als 20 Sprachen und knapp zehn Nationen sind vertreten. Weitere Fragen werden gestellt: Werden in Deutschland alle Menschen gleich behandelt? Haben Frauen die gleichen Rechte wie Männer? Wer hat die Menschen gemacht: Gott oder die Natur? Wie demokratisch ist Deutschland?

Auf alle Fragen gibt es unterschiedliche Antworten. „Auch das soll der Workshop aufzeigen“, sagt Ellena Hüther. „Menschen sind verschieden, aber sie leben miteinander und müssen Verständnis füreinander haben. Es geht ums Reflektieren. Und um Integration. Das bringt die Menschen näher zusammen.“
Patrick Krug / 12.12.17

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